Wanderwochenende im Kanton Glarus 20./21.9.25
- Lotti Kobel

- 28. Sept.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Sept.

Tag 1: Römerweg über den Kerenzerberg
Irgendwie muss Andy Steimer eine sehr gute Beziehung zu den Wettermachern haben, erlebten wir doch – nicht nur wettertechnisch – ein traumhaftes Wochenende.
Voller Vorfreude und sommerlich ausgerüstet, trafen wir uns bereits um 7 Uhr auf dem Stadtbahnhof in Rorschach. Nach einer gemütlichen Zugfahrt kamen wir in Ziegelbrücke an. Mit dem Postauto gings weiter an unsern Zielort in Näfels, zur Lintharena, die sich ja direkt neben unserm Hotel befand. Hier konnten wir erstmal unser Gepäck deponieren und erhielten von Andy die Informationen zum weiteren Tagesverlauf.
Als erstes fuhren wir, wiederum mit dem ÖV, nach Mühlehorn – von diesem Ort hörte ich zum ersten Mal – und von da aus gabs verschiedene Optionen. Die sehr sportlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen von Mühlehorn aus den Römerweg nach Näfels unter die Füsse. Die sportlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer fuhren erst mit dem Postauto nach Oberstalden, um sich hier einen ersten Kaffee zu gönnen und sich anschliessen der sehr sportlichen Gruppe anzuschliessen. Die havarierten Teilnehmerinnen, das waren Christine und ich, schlossen uns der sportlichen Gruppe an, denn die Aussicht auf einen Kaffee war für mich doch verführerisch.
Allerdings waren dann vor Ort alle Restaurants geschlossen, aber im kleinen Dorfladen konnte man sich sogar selber einen Kaffee zubereiten, was auch eifrig genutzt wurde. Nach einer gemütlichen Kaffeepause, machten sich dann die Sportlichen auf den Weg, um die sehr Sportlichen zu treffen. Christine und ich genossen eine wunderbare Aussicht auf den Walensee und wurden unverhofft von einer Frau zu einem kleinen Konzert in die Kirche eigeladen. Ein Frauenchor aus Memmingen sang Schweizer Volkslieder und wurden von einer einheimischen Pianistin be- und geleitet. Die Lieder mit der Akustik dieser kleinen Kirche übten einen ganz eigenen Zauber aus. Wir hätten noch lange zuhören können, aber unser nächstes Ziel war das Postauto ins Tal. An der Postautohaltestelle erlebten wir dann eine ganz besondere Überraschung. Plötzlich drehte ein Motorrad ab und hielt neben uns. Mein erster Gedanke war: «Da hält uns wohl jemand für Einheimische und möchte etwas fragen.» Aber dem war überhaupt nicht so. Es waren nämlich Annelie und Martin, die auf dem Weg nach Italien waren, die uns begrüssten. Zufälle gibt’s.
Auf dem Bahnhof in Mühlehorn werweissten Christine und ich gerade, wie wir den weiteren Tag gestalten wollten, als uns ein älterer Herr den Tipp gab, dass in Kürze ein Schiff von Mühlehorn nach Quinten fahren würde. Diesen Tipp nutzten wir natürlich und bestiegen ein, dem Wetter angepasstes, übervolles Schiff. In Quinten wiederum fanden wir ein schattiges Plätzchen von dem aus wir die sommerliche Atmosphäre, das türkisfarbene Wasser des Sees und ein emsiges Gewusel von Touristinnen und Touristen genossen. Nach einer Verpflegungspause machten auch wir beide uns auf, den Weg entlang des Sees zu erkunden. So haben wir einen Wanderweg entdeckt, der ideal für neue Kniegelenke und blasenbehaftete Füsse ist. Nach der Rückkehr nach Quinten war wiederum Kaffe- und Kuchentime und weiter ging die Fahrt mit dem Schiff nach Weesen. Ich hätte stundenlang auf diesem Schiff sitzen bleiben und das Wasser, die Berge ringsherum und die Segler betrachten können. Für mich hat der Walensee so eine eigene Gemütlichkeit.
In Weesen gings dann Richtung Bahnhof. Unterwegs erzählte mir Christine, dass sie irgendwo einmal an einem Bahnhof ein Schild entdeckt hatte, auf dem stand «Hier fährt schon seit Jahren kein Zug mehr». Das Schild hätte in Weesen stehen können. Wirklich wahr! Wir fanden eine Ruine und stellten fest, dass da wirklich kein Zug mehr hält. Vielleicht hätte man vorher die SBB-App konsultieren sollen. Das holten wir jetzt nach und erfuhren, dass wir den Bus nehmen müssen. Dank Wander-App und Christines Intuition fanden wir den Standort der Bushaltestelle. Also, den ganzen Weg zurück und noch etwas weiter. An der Bushaltestelle waren wir nicht die einzigen, die warteten. Schon ziemlich bald tauchte der Bus auf und wir staunten nur noch. Ich bin ja schon ziemlich alt, aber einen derart überfüllten Bus habe ich wirklich noch nie gesehen. Zwei sportliche junge Männer konnten sich noch hineinquetschen. Für die Übrigen war definitiv kein Platz mehr. Also warteten wir auf den nächsten. Die Zwischenzeit vertrieben wir uns mit einem unterhaltsamen Gespräch mit einer Bewohnerin aus der Gegend. Sie bestätigte, dass der Bahnhof in Weesen wirklich ausser Gefecht sei und die Busse meistens überfüllt – ausser bei schlechtem Wetter. Logisch oder? Die Dame wurde dann zu Interims-Reisleiterin und achtete darauf, dass wir in Ziegelbrücke den Bus Richtung Lintharena erwischten.
Im Hotel angekommen reichte es gerade noch für eine Dusche, bevor wir uns zum Aperitif mit der Römerweggruppe trafen. Da erfuhren wir, dass sie schon länger zurück seien und teilweise bereits die Annehmlichkeiten des nebenan liegenden Hallenbades genossen hatten und sich auch ausruhen konnten.
Das Ausruhen verschoben Christine und ich einfach auf die Zeit nach dem Nachtessen.
Um 19 Uhr waren dann alle vor Ort und wir genossen ein wirklich ausgezeichnetes Essen mit gigantischen Portionen. Spannende und unterhaltsame Gespräche, Lachen und Fröhlichkeit begleiteten das Essen.
Im Anschluss beschloss ein Teil der Anwesenden, sich ins Glarner Nachtleben zu stürzen. Für mich war das absolut kein Thema, fielen mir doch beinahe die Augen zu, denn morgens um fünf aufzustehen ist in meinem Alter eher ungewohnt. So genoss ich eine ruhige Nacht in einem so hohen Bett, das man beinahe mit Anlauf erklimmen musste.
Tag 2: Klöntalersee
Dass Näfels noch eine ländliche Gegend ist, lässt sich leicht daran erkennen, dass die einen von einem Hahn und die andern von einem Bauern, der sein Land bewirtschaftete, geweckt wurden. Mehr oder weniger ausgeruht, fanden sich alle so nach und nach wieder im Restaurant ein, wo wir uns an einem reichhaltigen Büffet nach Lust und Laune verköstigen konnten.
Im Anschluss liess uns unser Reiseleiter zum Bahnhof marschieren, von wo aus uns der Zug nach Netstal brachte. Mit dem Wechsel ins Postauto wurde deutlich, dass noch andere wanderfreudige Menschen den Klöntalersee als Zielort ausgewählt hatten.
An unserer Zielstation, dem Restaurant Rhodannenberg, durften wir unser Gepäck einstellen. Danach machten sich die Sportlichen und die sehr Sportlichen auf den Weg rund um den See.
Die Havarierten brauchten erstmals einen Kaffee, bevor sie sich der faszinierenden Schönheit dieses Ortes widmen konnten.
«Der Klöntalersee gehört zu den unglaublichen Naturschönheiten, die kein Traum errät», so schrieb Carl Spitteler.» Und er hatte wirklich recht. Dieser See, mit dem zum Teil spiegelglatten Wasser, eingerahmt von imposanten Bergen, ist wirklich etwas Besonderes. Übrigens war ich zum ersten Mal hier. Irgendwie hat mich diese Gegend stark an Norwegen erinnert. An die Felsen, die steil in die Fjorde abfallen, die Ruhe, die ausgestrahlt wurde. Obwohl ja viele Leute unterwegs waren, scheint mir das Klöntal ein stiller, in sich ruhender Ort zu sein. Vielleicht ist das im Sommer anders, aber heute war es nach meinem Empfinden so.
Aus diesem Grund haben Christine und ich uns ebenfalls aufgemacht, ein Stück weit dem See entlang zu wandern. Diese Wanderung haben wir wirklich genossen und immer wieder angehalten, um zu schauen und die Bilder in uns aufzunehmen.
Danach sind wir ins Restaurant zurückgekehrt und bald darauf leistete uns die sportliche Gruppe, sie haben nach der halben Seeumrundung dann das Postauto genutzt, Gesellschaft. Während des Essens verweilte mein Blick immer wieder auf dem Glärnisch – ein absolut beeindruckender Berg. Hin und wieder wurden dann die Wolken etwas dichter und es wurde deutlich kühler. Aber sobald die Sonnenstrahlen durch die Wolken fielen, konnten wir uns wieder aufwärmen.
So nach und nach trafen dann die sehr Sportliche ein, die den ganzen See umrundet hatten. Sie erzählten von einem recht anstrengenden Weg, einem verwesenden Tier und davon, dass sie jetzt Hunger hätten. Auch in diesem Restaurant fielen die Portionen gigantisch aus, so dass sicher jede und jeder satt wurde.
So nach und nach wurde es kühler und die Wolken stiegen vereinzelt den Glärnisch hinab. Langsam wurde es Zeit, dass wir uns mit der Heimkehr befassten. Aber nicht nur unsere Gruppe wartete auf das Postauto, sondern noch jede Menge weitere Touristen. Vor meinem inneren Auge erschien automatisch die Erfahrung vom Bus in Weesen und ich überlegte, wie ich langes Stehen in einer kurvenreichen Strecke wohl bewältigen würde. Aber hier zeigte sich, dass wir nicht nur gemeinsam Musik machen, sondern auch achtsam mit unterschiedlichen Bedürfnissen umgehen. Sehr fürsorglich wurde dafür gesorgt, dass ich zu einem Sitzplatz kam. Mein Gepäck übernahm Jacqueline, was für mich eine enorme Erleichterung war. An dieser Stelle möchte ich euch allen danken, für eure Fürsorge und Unterstützung. Das ist nicht selbstverständlich.
In Netstal bestiegen wir den Zug, der uns über Uznach nach St.Gallen brachte. So hatten wir eine ganze Rundreise absolviert. Wobei, wer glaubt, im Zug wäre es langweilig, wurde auf dieser Strecke eines Besseren belehrt. In Bilten (?) stieg eine Truppe junger Turnerinnen und Turner ein, ausgerüstet mit Holzstöcken, an denen kleine Glocken hingen. Ich hatte den Eindruck, dass eine Schafherde zustieg. Kaum hatten sie Platz genommen, boten sie uns von ihrem fröhlich machenden Getränk an. Aber dazu waren wir wohl alle zu müde. Andy revanchierte sich mit einem Schnupfangebot, das prompt angenommen wurde.
In St.Gallen verteilten wir uns dann auf die verschiedenen Anschlüsse und Postautos und nahmen in Gedanken zwei wunderschöne, fröhliche Tage und spannende, gemeinsame Erinnerungen mit.
An dieser Stelle möchte ich Andy im Namen aller ganz herzlich danken, dass du uns zwei eindrückliche, genussvolle Tage organisiert hast.



























































































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